CHRISTOPH BOUET MALEREI

Volksbank Weinheim

11. September 2013 - 09. November 2013

Vernissage am Dienstag, 10. September 2013, 19.00 Uhr

Laudatio: Dr. Ulrike Fuchs, Kunsthistorikerin, Westerburg/Westerwald

Visuelle Farbschlachten zeigen Glücksseligkeit

Christoph Bouet stellt unter dem martialischen Motto „Schöpfungsmorgendliche Schlachtfelder“ in der Volksbank Weinheim aus
Grosch
Rhein-Neckar-Zeitung 26.9.2013

Weinheim. Eine Tube Ölfarbe pro Strich in mehreren Schichten. Christoph Bouet trägt nicht nur dick auf. Was er malt, wiegt auch schwer. Blau neben Rot, Orange neben Violett. Als „Arrangements ausChaosundNotwendigkeit“und „schöpfungsmorgendliche Schlachtfelder“ beschreibt die Kunstkritikerin Kerstin Decker Bouets Arbeiten. Die Galerie der Volksbank Weinheim zeigt in Zusammenarbeit mit der „Collection Wolfgang Baumgartner“ noch bis zum 11. November gut zwei Dutzend von der Natur inspirierte und unter freiem Himmel entstandene sogenannte „Plein-Air“-Landschaften des „expressiven Impressionisten“. Ein umgebauter Transporter dient dem 1974 in Halle an der Saale geborenen Schüler von Professor Ronald Paris (Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein) als Basislager für seine visuellen Farbschlachten. Er habe ein Gestell im Laderaum, das, so Bouet im Gespräch mit der RNZ, „ähnlich wie beim Bäcker die Kuchenbleche übereinander aufnimmt“. Hinzu kommen kiloschwere Kisten mit jeweils 60 bis 80 Farbtuben. Wegen der durch den zentimeterdicken Auftrag „tierisch schweren Leinwände“ dürfe er sich nie allzu weit von seinem Auto entfernen, erläutert Bouet. Bis zu 100 Kilometer legt er manchmal zurück, bis er „sein“ Motiv am Straßenrand und den darin verborgenen „Klang der Farben“ findet. Gegen Mittag fährt er los. „Weil das Licht am Nachmittag schöner ist, wenn die Sonne tiefer steht, die Farben wärmer werden, das Grün seine Kälte verliert.“ So können Vorbeifahrende oder Spaziergänger sommers wie winters einen Mann am Straßenrand stehen sehen, der seine Bilder in eruptiven Ausbrüchen aus den Tuben auf die Leinwand drückt und mit dem Pinsel verarbeitet. Eine Staffelei kommt für den 39-Jährigen nicht in Frage. Dazu sind seine Bilder zu groß, sagt er. Was für Staffeleien müsste er da aufstellen. Zwei Holzpflöcke und eine Holzplatte, aus denen er sich einen Tisch baut, genügen. Gegen diesen Tisch stellt er die Leinwand und kann so immer auf das Motiv blicken. „Würde sie auf einer Staffelei sehen, müsste ich immer an der Seite vorbeischauen.“ Das sei ihm auf Dauer zu anstrengend. „Apfelbäume bei aufziehendem Unwetter“, „Streuobstwiese im Regen“, „Stürmische Ostsee“ und „Abgeerntetes Feld am Abend“ sind einige seiner Bilder betitelt. Sie lassen die Motive reliefartig hervortreten und verwandeln scheinbar ruhige Landschaften in aufwühlende Bilder, die tief in das Innere des Betrachters eindringen. Ihm gehe es in seinen Bilderwelten, deren „Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert reichen“, vor allem um „Farbklänge“, erklärt Bouet im Rahmen der Vernissage gegenüber der Kunsthistorikerin Dr. Ulrike Fuchs. Dabei versuche er immer wieder aufs Neue, „die gesamte Palette von der Vielfarbigkeit bis hin zum Weißgrau“ auszutesten. „Total überwunden“ hat Bouet mittlerweile die Phase der „Schwarzen Bilder“. „Malerei ist eine Sprache“, sagt er: „Die Kerninformation dieser Sprache ist die Glückseligkeit“.

Das Wechselspiel der Farben

U.R.
Weinheimer Nachrichten 12.09.2013

Weinheim. Bäume, Boote, Wiesen- und Waldlandschaften, Gebirgsansichten und das Portrait einer Frau- auf den ersten Blick waren es Werke eines traditionell gegenständlich arbeitenden Kunstmalers, die bei der Vernissage am Dienstag in der Volksbank präsentiert wurden. Doch der 39-jährige Christoph Bouet aus Halle an der Saale überrascht mit der Art, wie er diese allzu bekannten Motive künstlerisch verwirklicht hat. Sein Farbauftrag mit Öl auf Leinwand ist so opulent, dass die Bilder bei nahem Betrachten dreidimensional wirken und die Motive nicht mehr erkennbar sind. Dieses Wechselspiel zwischen naturalistischen Malen und expressiven Farbauftrag zwingt zum Überdenken der Sehgewohnheiten. Die Kunsthistorikerin Dr. Ulrike Fuchs wies in ihrer Einführung darauf hin, dass der Künstler eine akademische Ausbildung in der ehemaligen DDR erhalten habe, wie sie damals im Gegensatz zu den Kunsthochschulen der Bundesrepublik noch üblich gewesen sei. Das beweise seine Fähigkeit, frei über Farbe, Form und Bildaufbau zu verfügen. Sein bis zur Buntheit gesteigerter Farbauftrag zeige keine Gegenstandsfarben, sondern "Ausdrucksfarben", so erklärte sie. Dass die farbigen Bilder eine so starke Resonanz beim Publikum gefunden haben, verwunderte den Künstler, wie er in einem Dialog mit der Kunsthistorikerin erklärte. "Mir geht es um Klänge", so umschrieb er mit einer ungewöhnlichen Aussage seine Beziehung zu Farben. Er wolle die ganze Palette von Vielfarbigkeit bis Weißgrau austesten. Erst die Erfahrung beim Malen der vielfarbigen Bilder hätten es ihm ermöglicht, die Winterbilder zu malen. Ihre scheinbar reduzierte Farbigkeit ist tatsächlich bei einem Bild auch eine Mischung aus eng beieinander gesetzten unterschiedlichen Farbaufträgen. "Und warum dann gegenständlich malen?", wie die Kunsthistorikerin fragte. Er habe lange ausschließlich abstrakte Bilder in seinem Atelier gemalt, so der Künstler, und schließlich sich in einem "Kreislauf der Zerstörung" befunden. "Dann bin ich hinausgegangen und habe in der Natur die Möglichkeit gefunden, expressiv Motive zu verfremden und zu verschärfen". Die Herausforderung sei dabei allerdings gewesen, nicht banal zu werden in der gegenständlichen Malerei. "Gute Malerei zeichnet sich dadurch aus, dass man in ihr die Hand des Malers spüren kann", so postulierte er sein künstlerisches Anliegen.