JUNGE HALLESCHE MALEREI

Willi-Sitte-Galerie, Merseburg

Mai 2009 – Juni 2009

Zwischen Ankunft und Abreise

Mitteldeutsche Zeitung
01.05.2009
Hans-Erdmann Gringer

"Junge Hallesche Malerei" heißt eine Ausstellung, die am Donnerstag in der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg im Beisein vom Altmeister selbst eröffnet wurde.

Sie zeigt rund 50 Werke eines Künstler-Quartetts, das seine ersten malerischen Schritte in Halle gegangen ist und teilweise schon auf ein beachtliches Werk verweisen kann. Vier Handschriften von Malern in der Spanne zwischen 30 und 40 Jahren,durchaus eigenwillig, teilweise sehr originell und fast schon unverwechselbar: Donata Hillger, Lars Petersohn, Babette Weidner und Christoph Bouet.
Während Petersohn mit ausdrucksstarken Kinderbildern das Flüchtige der Zeit und den Verlust der Kindheit ("Traum vom Fliegen" oder "Maler") immer wieder thematisiert, lässt Babette Weidner alltägliche Bedrohungen ("Absprung" und "Schutzatmosphäre") in fast klaustrophische Dimensionen wachsen ("Doppelkatzen") . Donata Hillger liefert in wenigen Pinselstrichen in ihren Acrylbildern dichte Landschaften einer noch gesunden Natur (Eindrücke eines Studienaufenthalts in Ungarn) und schafft mit ihren Zimmerbildern mit offenen Fenstern, Koffer und Reiseutensilien zugleich eine Kultur des Unbehaustseins, lässt den Schwebezustand zwischen Ankunft und Abreise zur gesellschaftlichen Norm werden.
Christoph Bouet wiederum bietet in seinen mit bis zu drei Zentimeter dicken und kontrastreichen Farbaufträgen versehenen Ölbildern neben Ansichten wie "Hafen" und "Dornburg" starke Porträts, unter anderem von Elvis Costello, Max Beckmann und Andy Warhol. Und seinem Arbeiter mit blutdurchtränkter Kopfbinde ist tatsächlich jeder Heroismus fremd und steht wohl symbolisch für eine gescheiterte Utopie. Besonders bemerkenswert noch die Kaltnadelradierungen Lars Petersohns, die in Verbindung mit Fotografien entstanden und das Wörlitzer Gartenreich in ein Land surrealer Träume verwandeln.
Die Schau, die bis zum 14. Juni zu sehen sein wird, erweist sich wahrhaftig als ein starkes Debüt, das von den anwesenden Gästen der Vernissage mit Aufmerksamkeit aufgenommen wurde und dem man viele Besucher wünscht.
Vor der Ausstellung hatte das Kuratorium der Stiftung getagt. Dabei wurde Merseburgs Oberbürgermeister Jens Bühligen als Mitglied aufgenommen. Johannes Langenhagen, ehemals Rektor der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein Halle, wurde in den Vorstand des Kuratoriums gewählt und Friedrich Stumpf, Vorstandschef der Saalesparkasse, zum stellvertretenden Kuratoriumsvorsitzenden. Als wichtigste Aufgabe des Kuratoriums bezeichnete es Langenhagen,die Zukunft der Stiftung und der Galerie zu sichern.